Land Body Scape III
„Land Body Scape „definiert den (Bühnen-) Raum durch eine universelle Tanz- und Musiksprache, gepaart mit Film- und Lichtinstallationen. Der Inhalt basiert auf komplexen Wechselspielen souveräner Charaktere deren Aussagen sich durch spezifische Tanzstile manifestiert. Die Handlung wird von gesprochenen Textfragmenten zeitgenössischer Lyrik und filmischen Sequenzen („Art & Space“, Duncan Ward/ Gabriella Cardazzo) unterstützt und kontrastiert.
Die immer ein wenig morbid wirkende Ziegelwand liegt links, die dicken Säulen im Rücken und vor Augen des Publikums. Um sein „Raumstück Land Body Scape“ richtig entwickeln zu können, hat Choreograf Sebastian Prantl die Bühne und damit auch die Zuschauertribünen des Odeon um 90 Grad gedreht: Nahezu unendlich breit dehnt sich nun das Tanzparkett. Im Hintergrund steht ein Tisch, an dem die neun TänzerInnen anfangs entspannt, vielleicht sogar schlafend sitzen. Langsam kommt Leben in die Gesellschaft, entwickeln sich Bewegung und Kontakt – zu einander, zur Musik, zum Raum.
Im Alleingang und zu zweit, mitunter auch als kompakte Gruppe erobern die TänzerInnen mit intensivem Körpereinsatz nun ihren Platz. Sie wirbeln und kreiseln, schreiten, unterhalten sich mit allerlei Zirkusakrobatik, zitieren aus fremdartigen Ritualen und verbeugen sich in perfekter Manier vor dem klassischen Ballett. […]
Alles ist möglich. Und alles ist spannend, aufregend, lässt jegliche Gedankenabschweifung zu. Mit jeder Drehung des Kaleidoskops taucht ein neues Bild auf, um gleich darauf wieder zu zerfallen, damit die Einzelteile sich neu ordnen können. Hie und da tritt Cecilia Li ans Klavier, beruhigt mit sanften Tönen den Tornado, schon erstürmt wieder die Elektronik und mit ihr die TänzerInnen in wildem Flug den Raum. Dazu gesellen sich Wörter, Gedichte in Englisch, Italienisch, Französisch, gesprochen, geflüstert, deklamiert, unverständlich. Wissensdurstige können die Gedichte vom Bachmann-Übersetzer Peter Filkins, Michel Houellebecq und Stefano Dadda im Programmheft nachlesen. Auch Zwitschern und Schnalzen, Seufzen und Schreien ist Teil der Performance, die sich mit Recht „Ein Raumstück für Tanz und Musik“ nennt, wobei auch die bunten Lichtspiele im Design von Erich Heyduck wesentlichen Anteil am Gesamtkunstwerk haben. Geisterhaft irren die grauen Schatten über Wände und Säulen, wie mittelalterliche Glasfenster wirken die farbigen Flecken, die im schwarzweißen Dekorationsgobelin brechen… Es wurde getanzt. Und das ist das höchste Lob, das zu vergeben ist.“
[Ditta Rudle, www.tanz.at]
Choreographisches Konzept/Regie: Sebastian Prantl
Musikalisches Konzept/Klavier: Cecilia Li
TänzerInnen: Ziya Azazi, Alexandra Bodin, Matteo Bologna, Layla Casper, Felicitas Ritter, Sara Simeoni, Soledad Steinhardt, Manuel Wagner, Sebastian Prantl, Kevin Williamson
Licht/Video: Erich Heyduck
[Premiere im Odeon Theater Wien, November 2004]